Unsere Berichte

Kirsten:

Am Sonntagnachmittag (09.07.) kommen wir in unserem Starthafen für die Biskaya-Überquerung an, Falmouth.

Laut Wetterwelt könnten wir am Dienstag die Überfahrt über die Biskaya in Angriff nehmen. Das geht für mich schon ziemlich schnell. Ich hatte erwartet, dass ich noch ein paar Tage „Vorbereitungszeit“ bekomme. Aber da muss ich jetzt durch. Am Montag koche ich ein paar Mahlzeiten vor und lege mir alles, was ich schnell griffbereit brauche, bereit. Montagabend entscheiden wir aber, dass das breite Sturmtief, welches am Freitag vor Spanien aufzieht, uns zu unsicher ist und wir verschieben die Abfahrt.

Ich bekomme also noch eine kleine „Gnadenfrist“. Wir tingeln so durch die Woche und machen die Pubs in Falmouth unsicher. Neuer Starttermin ist Sonntag (16.07.). Relativ ruhige Wettervorhersagen, keine Sturmtiefs, sondern eher Flaute. Super. Ich bereite den Kühlschrank und mich am Samstag wieder auf den ersten größeren Törn vor und bin etwas entspannter. Der Wachplan ist vorbereitet. Wir wollen versuchen, Doppelwachen zu machen. 4h Wache, 2h Pause, jeweils zeitlich versetzt.

Sonntag um 12:00 Uhr geht es dann los. Das Unwetter der letzten Tage ist durchgezogen und es weht ein moderates Windchen. Leider steht im Ärmelkanal die Welle noch böse und der Wind kommt von vorne. Dadurch stampfen wir in die Welle und gegen den Wind an. Oh je, das mag mein Magen aber gar nicht. Reisetabletten und draußen auf dem Rücken liegen hilft leider nur bedingt. Der Magen dreht sich um. Um nicht von der Sitzbank zu fallen und den Männern nicht im Weg zu liegen, ziehe ich irgendwann in den Salon um. Auf Dauer ist es dort ziemlich unbequem. Also erneuter Umzug in die Koje. Um 20:00 Uhr versuche ich mich wetterfest anzuziehen, um meine erste Wache anzutreten. Wer leicht seekrank wird weiß, dass dies schon eine enorme Belastung für den Körper ist. Für mich und meinen Magen leider auch. Die Männer schicken mich wieder in die Koje.

Bis Mittwochnachmittag „vegetiere“ ich dort unten rum, versuche immer mal wieder ein bisschen Brötchen oder Zwieback zu essen und etwas zu trinken. Die Wachen finden ohne mich statt. Tja, soooo kann Lieni mit mir jedenfalls nicht auf große Fahrt gehen.

Am Mittwoch (19.07.) gegen 17:00 Uhr erreichen wir La Coruna. Die Männer sind müde und ich fühle mich ziemlich klapprig und deprimiert.

Lieni und ich sehen beide, dass es so wohl nicht funktionieren kann. Wir brauchen einen neuen Plan.

 

Lienhard:

Tja, was soll ich sagen. Der Start am Sonntagmittag begann eigentlich moderat. Je mehr wir aber aus der Abdeckung von Hot und Lizard Point in Südengland kamen, machte sich eine ziemliche Dünung bemerkbar. Dazu kam ein stetig zunehmender Wind, leider nicht wie vorhergesagt aus westlicher Richtung, sondern aus Südsüdwest. Das hieß für uns reffen, hoch am Wind fahren und wieder abfallen, damit wir überhaupt noch etwas Fahrt machen. Anfangs sah es so aus, als ob wir nicht einmal Ile D`Oessant, eine Insel vor Brest, schaffen. Gott sei Dank drehte der Wind über Nacht doch etwas nach West, so dass wir nicht noch einen Holeschlag machen mussten und direkt in die Biskaya konnten.
Auf jeden Fall war es eine sehr ungemütliche Schaukelei, die Kirsten gar nicht gut bekam. Mit etwas Überredung haben wir sie in die Koje bekommen und entgegen ihres ausdrücklichen Willens von der Wache befreit.

Nach Sonnenaufgang hatten wir das mega-befahre Verkehrstrennungsgebiet vor Brest geschafft. Vielleicht war es ganz gut, dass wir Nachts nur die Lichter der Frachter und deren Signale auf dem AIS-Bildschirm des Plotters gesehen haben. Einige waren, glaube ich, ganz schön dicht. Mit dem Sonnenaufgang war der Wind weg, die Welle beruhigte sich, aber Kirstens Magen nicht. Leider blieb das auch bis La Coruna so. Was habe ich ihr da nur angetan?

In der ersten Nacht gab es ein ziemlich lautes Geräusch am Bootsrumpf. Kirsten war nicht aus der Koje gefallen, kein Wasser im Boot und Orkas waren es wohl auch nicht. Oben im Bild "Fang-1" seht ihr die Lösung. Gott sei Dank kein Schaden, außer etwas Geschwindigkeitsverlust. Okay, Leine ab und Angel raus. Thomas hatte den Haken noch keine Viertelstunde draußen, als ein Thunfisch anbiss. So stand auf unserer Speisekarte für die nächsten Tage Thunfisch gebraten, Thunfisch-"Carpachio", Thunfisch gebraten... .

Die folgenden Tage wechselten sich Flaute und Leichtwind ab. Das hieß für uns in unterschiedlicher Reihenfolge Segel raus, Segel rein, Motor an.
Mittwochnachmittag empfing uns die geduldig wartende Rudi mit wild winkenden Armen auf der Mole von A Coruna. Nicht nur sie war froh, dass wir gut angekommen sind.

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