Kirsten:
Endlich raffe ich mich auf und versuche weiter von unseren ganzen Erlebnissen zu berichten. Aber Schreibtischarbeit bei dieser Hitze ist echt eine Überwindung.
Es geht also mit Dominica weiter. Die Insel Dominica ist voll krass und im Rahmen der kleinen Antillen mein persönlicher Favorit. Es ist ursprünglich, ein bisschen touristisch und mit echt toller Natur. Wir lagen vom 13.02. bis zum 21.02. in zwei Buchten vor der Insel und hätten theoretisch noch viel länger bleiben können, um alles zu sehen. Aber so ist es nun mal.
Dominica ist relativ kompakt und die größte englischsprachige Windward Islands. Sie besitzt aber nur knapp 74 000 Einwohner und ist in der Inselmitte kaum erschlossen. Durch die gebirgige Struktur gehen auf Dominica besonders hohe Niederschlagsmengen runter. Dichter, immergrüner Regenwald, extrem viele Bäche und Flüsse (365) und viele Wasserfälle sind die beeindruckende Folge davon. Die Insel ist vulkanischen Ursprungs. Heiße Quellen zeugen auch heute noch von vulkanischer Aktivität. Aber viel schlimmer sind die immer wiederkehrenden Verwüstungen durch Hurrikans (1995, 1996, 1998, 2007, 2015 und 2017) und ein Erdbeben 2004. Der Hurrikan Maria hat 2017 quasi die ganze Insel komplett verwüstet. Er war der verheerendste Wirbelsturm Dominicas und der gesamten Karibik. Auf Grund des fruchtbaren Bodens und der vielen Niederschläge hat sich die Natur extrem schnell erholt. Viele der Gebäude und Straßen sind bereits wieder aufgebaut bzw. neue Gebäude sind entstanden. Respekt vor dem Fleiß der Einwohner.
Unseren ersten Stopp machen wir im Südwesten vor der Inselhauptstadt Roseau. Hier treffen wir auch viele andere deutsche Boote. Mit den „Garfields“ spazieren wir zum Kreuzfahrtterminal um Einzuklarieren (ca. 2 km Fußweg bei ordentlicher Hitze). Der Kreuzfahrttourismus spielt für die Inseln hier eine große wirtschaftliche Rolle. Beim Einklarieren haben wir Glück, alles ist leer und somit sind wir schnell fertig. Es bleibt also Zeit, eine kleine Rast in einem hübschen Pub zu machen.
Mit Herman und Annabell (Garfield) und Peter und When (Gira) machen wir am nächsten Tag eine Inseltour. Octavius und seine Tochter von der Organisation SEACAT bereiten uns einen unvergesslichen Tag. Während der gesamten Tour halten sie immer mal wieder an, um uns Früchte (Papaya, Guave, Kokosnuss, Muskat, Zimt, Kakao, …) vom Straßenrand zu holen, die wir dann natürlich auch probieren. Lecker und spannend. Wir fahren also durch den Regenwald und die erste richtige Station ist eine einstündige Wanderung auf den Berggipfeln um den Freshwater Lake. Das ist ein vulkanischer See, der das dortige Wasserkraftwerk speist. Der Weg ist beeindruckend. Leider nieselt es ein bisschen und wir haben dadurch keine freie Sicht. Trotzdem toll. Weiter geht es durch den Regenwald zur Titou-Schlucht. Sachen aus, Schwimmweste an und schon geht es schwimmend zwischen engstehenden Felswänden zu einem kleinen Wasserfall. Cool und voll erfrischend. Aber es wird noch besser. Nach einer Mittagspause in einem kleinen Lokal (local food - lecker) geht es zu den Trafalgar Falls. Zwei parallele Fälle stürzen aus beträchtlicher Höhe herunter. Von einer hölzernen Plattform hat man einen schönen Blick auf das Schauspiel. Aber das wäre ja voll „langweilig“. Unser Guide klettert mit uns ein kleines Stück den Wasserfall hoch und dann heißt es „Sachen aus“ und weiter hoch. Wir klettern also quasi im Wasserfall immer höher. Erst als wir oben die heißen Quellen erreichen, sind wir am Ziel. Was für ein Erlebnis. Auf der Rücktour sehen wir noch ein paar Sulphur Springs (heiße vulkanische Quellen) und kommen dann voller Begeisterung wieder bei unserem Booten an.
Wir bleiben noch einen Tag in Roseau, trödeln mit den „Garfields“ durch die Stadt und über dem Craft Market (Frischemarkt). Ein paar frische Produkte wechseln hier ihren Besitzer. Der botanische Garten steht auch auf dem Programm. Nun ja, der Regenwald ist definitiv eindrucksvoller. Aber der Old Market mit dem ehemaligen Sklavenmarkt beeindruckt uns wieder sehr. Im halb aufgebauten Ruin`s Rock Cafe gönnen wir uns dann eine Pause. Obwohl es nachmittags ist, gibt es Livemusik und es wird schon kräftig getanzt. Kreuzfahrttouristen, Einheimische (und wir) rocken ein bisschen ab. Was für eine Stimmung, einfach cool.
Von Roseau aus segeln wir an der Westküste von Dominica weiter nach Portsmouth. Dort machen wir die legendäre Indian-River-Tour. Gemeinsam mit den Besatzungen von drei anderen deutschen Booten und einem französischen Pärchen rudert uns der Guide den Indian River entlang. Die beeindruckende Bootsfahrt geht an vielen Mangroven, Palmen und wildem Hibiskus vorbei. An einem Steg mit kleiner Busch-Bar halten wir an. Hier führt uns der Guide durch den Regenwald und über ein landwirtschaftlich genutztes Gelände (Bananen- und andere Fruchtfelder) zu einer weiteren kleinen Bar. Domino spielen, Rum- und Juice-Verkostung runden den Spaß ab. (Übrigens nur etwa 20 % der Fläche von Dominica kann landwirtschaftlich genutzt werden.)
Am Sonntag versacken dann quasi alle Deutschen (die wir hier kennen) bei einer BBQ-Veranstaltung am Strand von Portsmouth. Für kleines Geld gibt es gegrilltes Hähnchen mit Reis und Salat UND Rumpunch, soviel man will. Das geht für einige böse aus. Trotzdem eine tolle Idee, um die Leute von ihren Booten zu locken und gemeinsam Party zu machen.
Nachdem wir uns einen Tag von der Strandparty erholt haben, starten wir einen Ausflug mit dem öffentlichen Kleinbus an die Nordostküste Dominicas. Mit der Besatzung der Saarena (Andrea und Andreas) erklimmen wir die „Red Rocks“ und erleben noch einmal ganz andere Felsformationen. Gleich um die Ecke gibt es eine Schokoladenmanufaktur. Da schauen wir auch noch vorbei. Der Besitzer (?) zeigt uns bereitwillig alles zur Kakao- und Schokoladenherstellung. Sehr interessant. Natürlich dürfen wir auch probieren (und kaufen) – sehr lecker.
Am Mittwoch setzen wir unsere Reise Richtung Guadeloupe fort. Bei kabbeligen Windbedingungen (Squalls) segeln wir die 21 sm und können am Nachmittag die neue Inselwelt genießen.