Lienhard:
Es hilft ja nichts, es muss auch mal weitergehen. Das heißt Ablegen von Puerto Rubicón am Montag, 25.09.23, gegen 12.00 Uhr. Das Ziel lautet Fuerteventura und dort der Hafen von Gran Tarajal. Wir haben zwar auf unsere E-Mail-Anfrage bezüglich eines Liegeplatzes keine Zusage bekommen, aber auch keine Absage. Leider haben wir nur schwachen Wind aus achterlichen Richtungen, so dass erst einmal der Motor läuft. Nach und nach dreht der Wind aber auf ONO, Klasse. Fix das Groß und die Genua gesetzt und ab geht die Lucy, na ja zumindest ein Stück. Jedenfalls fahren wir auf der Ostseite von Fuerteventura bei schönstem Wetter und azurblauem Wasser entlang und bekommen so schon einmal einen Überblick über die abwechslungsreiche Küste. Die krassen Dünen von Corralejo sind gut zu erkennen. Da werden wir wohl auf dem Landweg noch einmal hingucken.
Kirsten und Thomas haben einen Hai gesehen, behaupten sie.
Gegen 17:30 Uhr sind wir kurz vor wir dem Hafen von Gran Tarajal. Wir funken den Hafen an und erhalten Gottseidank die Erlaubnis zum Einlaufen und einen Liegeplatz für die nächsten vier Nächte. Beim Anlegen bekommen wir gleich Hilfe von einem deutschen Pärchen, die schon seit 2014 auf ihrem Boot in den unterschiedlichsten Ländern und Häfen leben. Krasses Ding. So, nun wird es aber höchste Eisenbahn für das Anlegebierchen und das Erzählen von Heldengeschichten.
Der nächste Morgen beginnt nach einem leckeren Frühstück mit dem Anmelden im Hafenbüro, bei einem sehr entspannten Typen. Dann erstmal an Bord Routenplanung für die kommenden Wochen machen und einige Häfen auf den nächsten kanarischen Inseln anschreiben. Es muss ja schließlich einen Plan geben. Ruckisuzucki ist schon wieder später Nachmittag und die Temperaturen sind jetzt so, dass man sich an Land trauen kann. Ein kleiner Rundgang durch Gran Tarajal verschafft uns einen ersten Überblick über die Stadt. Dabei werden natürlich die Einkaufsmöglichkeiten, Friseur für mich, Baumarkt, Autoverleih und die anderen wichtigen Dinge wie gute Kneipen gecheckt. Zur Sicherheit gibt es noch ein kühles Getränk an einer Strandkneipe. Schließlich wollen wir es ja bis zurück an Bord schaffen.
Kirsten:
Bei der Fahrt entlang der Ostküste Fuerteventuras (Nord-Süd ca. 10 km, Breite zwischen 6 km und 25 km) bekommt man schon einen ersten Eindruck von der Insel und kann mit Lanzarote vergleichen. Wir sehen wieder eine raue vulkanische Landschaft. Da Fuerteventura aber älter als Lanzarote ist, hat die Erosion durch Wind und Wetter die Vulkane und Berge bereits stärker abgeschliffen. Man sieht kaum noch den anthrazitfarbenen Basalt, sondern eher braune sanfte Hügel und viele Sandstrände. Auch scheint es etwas grüner als auf Lanzarote zu sein. Und die Hotels sind definitiv höher und präsenter. Gegen halb sechs erreichen wir unseren Zielhafen Gran Tarajal.
Die verschlafene Hafenstadt Gran Tarajal ist vom Tourismus bislang nahezu verschont geblieben. Der relativ lange und breite Strand mit schwarzem Sand liegt ruhig in der Sonne und in der Stadt ist auch nicht viel los. Da es in Gran Tarajal zwar einen Baumarkt für Lieni gibt, aber leider keine Autovermietung, radeln Thomas und ich am Donnerstag zu einer etwa 5 km entfernten Hotelanlage. Dort holen wir unseren bestellten Mietwagen ab. Zurück zum Hafen, um Lieni einzusammeln und ab geht die Spritztour in den Norden der Insel. Thomas ist wie immer der Fahrer.
Das erste Ziel ist das hübsche Dorf Betancuria. Es liegt geschützt in den Falten der Basalthügeln und ist eine Ansammlung von Trockenmauern, Palmen und einfachen, weiß gekalkten Bauernhäusern. Eine wirklich schöne grüne Oase. Über dem beschaulichen Örtchen thront eine prächtige Kirche mit Hof aus dem 17. Jahrhundert. Trotz der vielen Besucher schafft es Betancuria trotzdem sich einen gelassenen und entspannten Charme zu bewahren. Wir finden auch eine coole Gaststätte, die im Innenhof total begrünt ist. Voll schön, kühl und mit leckerem Essen/Getränken.
Von Betancuria geht es zurück in den Süden bis nach Morro Jable. Auf dem Weg dorthin machen wir beim Mirador Astronomico de Sicasumbre halt. Atemberaubende Ausblicke auf die ursprüngliche, karge Geologie und das marsähnliche Aussehen der Insel sind von hier oben möglich. Beeindruckend.
Am zweiten „Autotag“ geht es gleich in den Norden. Der Ort El Cotillo hat uns nicht so beeindruckt. Aber die Sandstrände und Buchten beim Faro de Toston mit ihren Surfer-Paradiesen waren echt sehenswert. Zeit für uns, ein bisschen zu rasten, unser Futter zu vertilgen und den Surfern zuzusehen.
Dann geht es weiter zum Naturpark der Dünen von Corralejo. Die riesigen Wanderdünen von 8 km Ausdehnung und bis zu 50 m Höhe werden von uns auch erklommen. (Lieni: „Weißer Strand, na ja kein Vergleich zu Prerow. Ich würde sagen gelber Sand. Der übrigens nicht von der Sahara, die ungefähr 100 km entfernt ist, kommt. Das sollen Kalkablagerungen sein, die bei der Entstehung der Insel nicht mehr vom Meer bedeckt wurden.“). Egal ob weißer oder gelber Sand, das Ganze hat gigantische Ausmaße. Ein kleines Schläfchen am Strand und weiter geht es mit dem Auto.
Wir halten noch in der Hauptstadt Puerto Rosario und Morro Jable, sind aber von beiden Städten nicht so beeindruckt. Es gab ja auch genug tolle Eindrücke für den Tag.
Samstagfrüh bringen Lieni und Thomas den Mietwagen wieder zum Hotel und holen unsere Räder zurück zum Boot.
Dann geht es mit dem Boot weiter. Um die Strecke nach Gran Canaria etwas zu verkürzen, wollen wir in der Ankerbucht vor Morro Jable Übernachten. Auf dem Weg zur Ankerbucht hatte Thomas wieder Angelglück, ein ca. 50 cm langer Bonito. Das Abendbrot ist also gerettet. Vorher ist aber noch ein Bad im warmen Atlantikwasser in der Bucht noch drin. Juchu.