Kirsten

In Guadeloupe halten wir uns 2,5 Wochen auf (21.02. - 10.03.). Liesa, Stefan und Leo besuchen uns hier für gut eine Woche und dadurch wird der Aufenthalt natürlich zu etwas Besonderem.

Guadeloupe ist mit 400 000 Einwohnern für karibische Verhältnisse relativ dicht besiedelt. Die Inselgruppe ist französisches Überseegebiet. D.h. wir sind quasi wieder in Europa. Rechtsverkehr, Euro als Zahlungsmittel, gut ausgestattete Supermärkte und allgemein mehr französisches als karibisches Flair. Trotzdem gefällt es uns hier besser als auf Martinique.

Die Schmetterlingsinsel ist sehr vielfältig. Während der linke Schmetterlingsflügel von gebirgiger Landschaft, Vulkanen und tropischem Regenwald geprägt ist, findet man auf dem rechten Teil eher verkarstetes Kalkgestein, zerklüftete Steilwände, lange weiße Sandstrände und auch Mangrovensümpfe. In der Mitte des Schmetterlings ist Pointe-a-Pitre als Handelszentrum und größtes städtisches Ballungsgebiet angesiedelt.

Im Südwesten ist mit Iles des Saintes eine schöne Inselwelt vorgelagert. Die 9 Spitzen eines unterseeischen Gebirgszuges bilden diese kleine Inselgruppe. Wir besuchen die Insel Terre-de-Haut mit der „Hauptstadt“ Bourg und seiner beschaulichen touristischen Infrastruktur gleich zweimal. Drei Trage strolchen wir allein auf der Insel herum und dann kommen wir mit "Liesa & Co" noch mal hierher, weil es uns so gut gefallen hat und die Bedingungen für Leo zum Baden optimal sind.

Während unseres ersten Aufenthaltes in Terre-de-Haut liegen wir in der großen Bucht vor dem Hauptort an einer Mooringtonne. Das Örtchen Bourg ist sehr hübsch hergerichtet. Der Tourismus spielt hier zwar schon eine große Rolle, aber die Häuser und Lädchen passen in die Region und sind klein und kuschelig. Wir erkunden die Insel zu Fuß. Wandern an dem einen Tag hoch zum Fort Napoleon und zu den nordöstlichen Buchten der Insel und am anderen Tag erobern wir eher den Südosten. Natürlich bleibt auch immer Zeit, um bei einem kühlen Getränk zu verschnaufen.

Von der schönen Insel Terre-de-Haut geht es weiter nach Pointe-a-Pitre, d.h. in die Mitte des „Schmetterlings“. Pointe-a-Pitre ist schon eine krasse Stadt - moderne Architektur mit einigen Hochhäusern, Industrieanlagen und Wohnsilos, aber auch kleine marode Häuser und Wohnhütten. Wir ankern für vier Nächte direkt vor dem Place de la Victoire und dem Hafenmarkt im Stadtzentrum. Als wir am Sonntag durch das relativ kleine Stadtzentrum schlendern, sind (logischerweise) alle Geschäfte geschlossen und die Jalousien runtergezogen. Die ziemlich maroden Gebäude können somit ihren ganzen „Charme“ entfalten. Überall findet man Graffitis. Zum Teil als Street-Art, zum Teil aber auch echt nur als Schmiererei. Wenn man vom Stadtzentrum aus nach Osten in Richtig des Hafens geht (ca. 2 km Entfernung), passiert man die karibische „Hüttenkultur“. Viele verfallene sehr kleine Häuser, die aber zum Teil noch bewohnt sind, viel Unrat in den „Vorgärten“ und marode Verkaufsbuden, die Lokalfood bzw. Getränke anbieten. Nun ja, um andere Länder und Kulturen kennen zu lernen, sind wir ja unterwegs.

In Pointe-a-Pitre besuchen wir auch das 2015 eröffnete Sklavenmuseum. Dieses ist in einem sehr modernen, futuristischen Gebäude untergebracht und stellt die Zeit der Sklaverei und des Menschenhandels wirklich beeindruckend dar. Nachts wird das Gebäude schön illuminiert. Der Besuch des Museums ist echt empfehlenswert.  Um die beiden Schmetterlingsflügel besser erkunden zu können, nehmen wir uns für einige Tage einen Mietwagen. Schließlich ist ja Rechtsverkehr und das Straßennetz ist auf Guadeloupe relativ gut ausgebaut. Außerdem kann man mit einem Auto viel besser Einkaufen als zu Fuß. Da wir im französischen Überseegebiet sind, gibt es an den Ortsrändern gut ausgestattete Supermärkte. Wir nutzen also die Gelegenheit, um mit dem Auto die Lebensmittel- und Getränkelager wieder schön aufzufüllen und außerdem unseren Bewegungsradius für die Inselerkundungen zu erhöhen.

Die erste Autotour führt uns an die Südküste des rechten Inselteils. Wir machen einen kurzen Stopp in dem alten Fischerdorf St. Anne. Es ist heute ein aufstrebendes Seebad, welches von den teilweise riffgeschützten Sandstränden profitiert. Das Wasser ist hier sehr flach und deshalb ist der Strand bei Familien mit Kindern beliebt. Wir gehen ein bisschen am Strand entlang und sind beeindruckt von den Besonderheiten dieses „Riffstrandes“.  Als weiterer Halt ist das Village Artisanal geplant. Das „Village“ besteht aus zahlreichen Holzhäusern, in denen Boutiquen hauptsächlich Souvenirs und Badeaccessoires anbieten. An einer Vielzahl von Futterbuden zur Versorgung der Touris darf es natürlich auch nicht fehlen. Die vielen Leute und der viele Schnickschnack ist nichts für uns. Wir entscheiden uns also nicht auszusteigen und fahren gleich nach Pointe des Chateaux weiter. Hier lohnt sich das Aussteigen für uns dann aber wieder. Wir wandern auf der schmalen Landzunge entlang zum 43 m hohen Pointe des Colibris. Sowohl der Weg entlang der zerklüfteten Küste mit der starken Brandungswelle, als auch der Aufstieg und der Ausblick oben vom Aussichtspunkt am großen Kreuz zu den vorgelagerten Inselchen ist beeindruckend. Mit dem Auto geht es dann weiter nach Norden. Wir machen noch einen Abstecher zur Chapelle de la Baie Olive. Die Chapelle bietet einen tollen Blick auf die Atlantikküste. Die vielen Kerzen und Blumen zeugen davon, dass sie ein bedeutender Pilgerort für die Katholiken ist. Es soll hier einige Wunderheilungen gegeben haben. Über den Ort Le Moule (mit kurzem Zwischenstopp) fahren wir weiter nach Morne-à-l`Eau. Hier ist der bekannte Friedhof unser Ziel. Mit seinen überwiegend schwarz-weiß gekachelten Totenhäusern, die schachbrettartig am Hang angelegt sind, denkt man eher an eine „Eigenheimsiedlung“ als an einen Friedhof. Sehr krass.

Zurück in Pointe-a-Pitre fahren wir mit „Garfields“ noch einkaufen. Als wir zurück zu unserem Boot wollen, treffen wir die Besatzungen der SY Saarena und der SY Balu zufällig und schließen uns den Vieren an, um gemeinsam im Yachtclub zu essen. Es war ein ereignisreicher Tag. Muss ja auch, schließlich hatte Lieni Geburtstag. (Das haben wir aber schön für uns behalten. So ein Tamtam mögen wir ja beide nicht.)

Die beiden nächsten Autoausflüge machen wir gemeinsam mit Andrea und Andreas von der SY Saarena. Wir erkunden an einem Tag den nördlichen Teil des Ostschmetterlingsflügels mit den Orten Petit-Canal, Port-Louis und Anse Bertrand um zu schauen, wo man mit dem Schiff gut anlegen könnte. Und fahren noch ganz hoch in den Norden zu Pointe de la Grande Vigie und zur Lagune de la Porte d`Enfer. Auf der Heimfahrt schauen wir uns auch noch die Baie-Mahault an. Wir steigen immer mal aus und gehen ein paar Schritte, machen aber keine große Wanderung.

Die kommt erst am nächsten Tag. Es steht die Eroberung des Westschmetterlingsflügels an. Dazu gehört neben dem Landungspunkt von Columbus, der Besichtigung eines Hindutempels (leider nur von außen), dem Besuch der Hauptstadt Basse-Terre auch die Ersteigung des Vulkans Soufriere (1467 km). Wir benötigen für die knapp 10 km (mit 540 Höhenmetern) etwa 4 Stunden. Eine schöne Wanderung durch wilde Natur - die Bilder werden es zeigen.

Auf der Rücktour schauen wir uns noch ein paar Buchten an, um einen geeigneten Ankerplatz für unseren Familienbesuch zu finden.

Tja, und dann ist auch schon der 01.03. und Liesa, Stefan und Leo kommen an. Wir freuen uns schon.

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